Wie der Genosse schon ausführlich berichtete, macht der Asozialenausflug a.k.a. Punkrockbands on Tour nicht nur am lokalen AZ halt. Ich höre noch Lows zarte Stimme in meinem Ohr dröhnen: „VERGISS AUF KEINEN FALL DIE BADEHOSE!“ Wie könnte ich ihm widersprechen? Das hautenge und leider schon etwas in die Jahre gekommene, schwarz-rot-gestreifte Badebekleidungsstück liegt ganz oben im Rucksack.
Die Gruppe der Spaßverweigerer unseres kleinen Ausflugs wächst, so dass wir schließlich an diesem diesigen und alles andere als zu Stadtrundgängen einladenden Tag zu dritt aufbrechen (allein schon Mannheim. Ich kenn nur deren Söhne, und denen begegne ich lieber nachts in einer Gasse als des Tages, wo alle meiner Bestrafung zusehen können). Über Sträßchen und Gässchen, vorbei an Apfeldistillen ins benachbarte Weinheim. Schlau wie ich bin hatte ich am Vorabend in Mainz schon mal vorgehorcht, wo es denn ein adäquates Bespaßungsprogramm für anspruchsvolle Badgäste gibt und das schwer betrunkene Studentenmädchen zögerte keine Sekunde: Miramar! Der Zwerg mit der Mütze (checkt seine Band aus!) bleibt im Auto und schläft auf dem Parkplatz seine Erkrankung weg. Low und ich entern die Arena.
Kurz zu den Fakten:
Es gibt Therme, Saunalandschaft und Erlebnisbad zu jeweils
unterschiedlichen Konditionen. Wir haben keine Zeit, wir brauchen maximalen Spaß, also buchen wir 4 Stunden Erlebnis und zahlen 14,50 pro
Nase. Billig ist anders aber Oper ist teurer. Und da ist man nicht
halbnackt. Das Bad ist gepflegt und doch etwas abgefuckt (Pluspunkt),
bietet ein größeres Wellenbad, mehrere kleinere Planschbecken mit
dem üblichen Wasserstrahlvonüberall-Programm und Whirlpools. Außerdem ist es
an diesem Dienstag Nachmittag angenehm leer. Grund unseres Ausflugs
und einer nicht zu leugnenden, etwas infantilen Vorfreude
unsererseits ist allerdings sein recht neues Herzstück, ein
Rutschenturm mit verschiedenen Möglichkeiten des Gleitens und
Fallens.
Beim Betreten des
Nassbereichs wird eine gewisse Ironie unseres Auftritts deutlich.
Während Low schwiegermuttergleich grinsend, annähernd trainiert,
Reinhäuter und mit gepflegter Badeshorts gekleidet sofort everybodys darling ist, weicht mir (tätowiert, ansetzender Bierbauch, viel zu
enge Speedo) der Bademeister nicht mehr von der Seite. Seine Blicke
sagen mir, dass er mich verachtet und er es niemals zulassen wird, dass
ich sein Bad verunreinige oder meine nicht zu leugnenden
Vandalismussehnsüchte in seinen heiligen Hallen auslassen werde. Sofort
bereue ich, dass unsere Gruppe nicht größer ist und dass man nackt
so schlecht Dosenbier schmuggeln kann. Belustigend (für Umstehende)
bzw. Erschwerend (für mich) kommt hinzu, dass ich NATÜRLICH meine
Kontaktlinsen vergessen habe und erneut blind wie ein Maulwurf an Lows
Hand durchs Bad stapfe.
Aber wir sind ja
nicht zum Gut aussehen hier sondern für den Spaß. Also möge er
beginnen. Als erstes testen
wir die auf dem Weg gelegene Krokodil-Rutsche aus. Wie der Name schon
vermuten lässt, eher was für Kinder. Also eigentlich nur was für Kinder. Warum
wird bei der ersten S-Kurve klar, die für 20-KG-Menschen sicher
nicht mehr als ein laues Schaukeln bereit hält, bei meinem im
niedrigen Dreistelligen liegenden Kampfgewicht aber für die erste
Sportverletzung sorgen. Meine Fresse. Der Nervenkitzel beginnt früh
heute. Auch die anderen Kinderrutschen sorgen eher für Schmerzen und
Verwundungen. Der Schlachtplan lautet natürlich alle Rutschen einmal zu
testen um Favoriten zum exzessiven Berutschen frühzeitig zu finden
und mögliche Rohrkrepierer links liegen zu lassen.
Frach mich nicht wie
se hießen, aber nach langem und verheißungsvollem Aufstieg entern
wir die ersten Rutschen. Die Erste: Ohne Reifen, dafür steil. Und schnell. Und
dunkel. OKer Anfang aber nichts Besonderes. Da ich etwas an Rücken
leide (alter Mann) kommen abrupte Richtungswechsel im Dunkeln auch
nicht so gut bei mir. Die Zweite ebenfalls ohne Reifen und etwas
gemächlicher, mit sanften, weiten Kurven. Auch OK. Wir fachsimpeln
über Beschleunigungstechniken. Und wechseln den
Turm.
Hier neben zwei Reifenrutschen (find ich ja super) das angekündigte und beworbene Highlight des Bades. Der HURRICANE-LOOP. Da waren die Namensgeber*innen in Köln aber besser. Ein Freefall, ca 10 m nach unten mit Fallklappe, danach 2 Loopings. Thats the way aha, aha we like it. Darum sind wir hier und das wollen wir jetzt machen. Absperrband reißt uns jäh aus unseren Träumen. Ich schmiede schon hasserfüllt Pläne wie ich (mindestens) mein Geld zurück bekomme und den fetten Bademeister in Kinderpisse ertränke, da hat Low in seiner gewohnt diplomatischen (…) Art schon herausgefunden dass dort nur Schichtwechsel des Aufsichtspersonals ist. Glück gehabt Mirarmar, GLÜCK GEHABT!
Hier neben zwei Reifenrutschen (find ich ja super) das angekündigte und beworbene Highlight des Bades. Der HURRICANE-LOOP. Da waren die Namensgeber*innen in Köln aber besser. Ein Freefall, ca 10 m nach unten mit Fallklappe, danach 2 Loopings. Thats the way aha, aha we like it. Darum sind wir hier und das wollen wir jetzt machen. Absperrband reißt uns jäh aus unseren Träumen. Ich schmiede schon hasserfüllt Pläne wie ich (mindestens) mein Geld zurück bekomme und den fetten Bademeister in Kinderpisse ertränke, da hat Low in seiner gewohnt diplomatischen (…) Art schon herausgefunden dass dort nur Schichtwechsel des Aufsichtspersonals ist. Glück gehabt Mirarmar, GLÜCK GEHABT!
Die Reifenrutschen
entpuppen sich als angenehm unterhaltsam. Nummer eins plätschert
gemächlich durch wechselnde Farbröhren gen Tal, versteht mich nicht
falsch, ich mag´s auch mal ruhig, ich find das gut. Witzig wird’s
wenn man die Ampel ignoriert und in schneller Abfolge rutscht. Lows
Lachen wechselt von amüsiert zu besorgt-panisch als ich heiser
frohlockend immer näher komme. Plötzlich sitzt ein kleiner Junge in
der Röhre und gibt mir ein High5, niederschmetternd wird mir klar
wie wenig cool ich bin.
In der zweiten
Reifenröhre fallen dem geneigten Experten bauliche Ähnlichkeiten
und Unterschiede zu Köln auf. Ist der Trichter ohne Reifen in der
Domstadt noch eher lahm, wird da auf einem Reifen ein anderer Schnack
draus. Mit gut Speed springe ich in den Trichter, ein erstes Jauchzen
entfährt mir, dann im Kreis und ins Loch, dunkel geht’s bergab.
Gebremst werde ich von einer Boomerang-Rampe, die wiederum gegenüber
ihrem Kölner Pendant gehörig abstinkt. Dennoch: das Spaßlevel ist
hoch! Wir haben Bock und lachen verächtlich über den Rest der
Bande, die in irgendeinem Yuppiecafe veganen Kuchen essen. Billiger
ist das auch nicht.
Schließlich und für
die Dramaturgie im Ablauf etwas verfälsch dargestellt: Der Freefall. Es geht
hoch, ziemlich weit hoch. Thank god, it's tuesday! Nix los hier! Leider
entgehen uns dadurch natürlich auch einige Tattoohighlights. Sieger
bleibt heute der dicke Mann mit dem altenglischen METAL-Schriftzug
über dem Bauch und dem Flügelpaar auf der Brust. Ja, auf der Brust.
Daumen hoch.
Oben angekommen schaut der Operator kurz auf mich, kurz auf die
bereitstehende Waage und lässt mich dann ohne die entwürdigende
Prozedur zum Rutschen zu. Er erklärt freundlich aber bestimmt was zu
tun und was zu lassen sei. Aufgrund der vor mir aufragenden, recht
imposanten Konstruktion inklusive Blick auf den winzigen vor dem Bad
geparkten Tourbus würden mir Widerworte nicht im Schlaf einfallen.
Low geht vor, die gelbe Röhre schließt sich, der nette Mann
schaut auf seine Monitore, ein Countdown ertönt und weg isser. Schon
beeindruckend. Scheint schnell zu sein. Tatsächlich bin ich jetzt
aufgeregt, so was will ich, so was wird mir diskriminierender Weise
bei geilen Achterbahnen aufgrund meiner unerheblich abnormen
Körpergröße verwehrt.
Ich steige
in die Luke, 3...2..1 und der Boden öffnet sich. ALTER. Geil ist
das. Und sauschnell. Aber nicht unangenehm. Wie auf Schienen pflüge
ich durchs Wasse. Der erste Looping - eigentlich ändert sich nur die
Richtung. Ich werde langsamer, denke es ist vorbei, aber nein, das
war nur der Scheitelpunkt der Kurve. Der nächste Looping.
Bremsbecken. Fertig. Lachend steht Low am Austritt und wir sind uns
einig - das ist es. Das wollen wir und das holen wir uns an diesem Tag
noch einige Male ab.
Facts: 1. Es ist geiler wenn man schreit. 2. Wenn der Countdown
ausgelassen wird weil der Bademeister einen ärgern will kommt der Fall sehr überraschend. 3. Eventuell wurden
uns dadurch viele kommende Rutschen vermiest. Was soll da noch
kommen? Google offenbart Parks in Dubai und Japan und eine
Röhrenrutsche auf einem Kreuzfahrtschiff. Na gut.
Beim erneuten Aufstieg fragt mich ein kleiner Junge, wie ich es fand und ich antworte ehrlich: „Geil. Aber ich hatte Angst“. Mit großen Augen schaut er mir hinterher während ich mich ein weiteres Mal in die Tiefe stürze. Endlich wieder cool.
Beim erneuten Aufstieg fragt mich ein kleiner Junge, wie ich es fand und ich antworte ehrlich: „Geil. Aber ich hatte Angst“. Mit großen Augen schaut er mir hinterher während ich mich ein weiteres Mal in die Tiefe stürze. Endlich wieder cool.
Und so kommt es
unerwartet: Wir haben noch dicke Zeit, bezahlt für weitere Stunden,
der Soundcheck in Mannheim noch komfortabel entfernt, doch wir sind
so randvoll mit Spaß, dass wir grinsend den Heimweg antreten. Sogar
ohne die Schwimmbadklassiker Pommes-Majo-Chlor zu testen.
Fazit: Ich spreche
hiermit eine uneingeschränkte Empfehlung aus. Grade für im JUZ
Mannheim einkehrende Reisegruppen einen Abstecher wert.
Unterhaltungsfaktor:
9 von 10
Kategorie: Low Life
Eintritt: 14,50 für
4 Stunden
Infos:
http://www.miramar-bad.de/
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