Sonntag, 20. März 2016

"Nein, ich geh nicht mit. Ich hasse Spaß!" | Das Aqualand in Köln



Wenn ihr mich fragt, gibt es keine bessere Art zu reisen, als mit seiner Band auf Tour zu sein. Weil man als drittklassige Punkband im DIY-Spektrum bei so einer Tour in der Regel sehr viel Zeit zwischen den Shows mit Unsinn verbringen kann, kriegt man durchaus auch etwas von den Städten zu Gesicht, die man besucht. Da trifft es sich ganz gut, dass sich im Kölner Norden ein Spaßbad namens AQUALAND befindet und wir zufälligerweise mit so einer drittklassigen Punkband namens TEENAGE HATE (checkt den Link aus - wir sind eigentlich echt ganz geil) in der Stadt sind.

Nach heftigem Streit mit den Spaßresistenten in unserer Reisegruppe - ich zitiere: "Nein, ich geh nicht mit. Was soll ich denn in sonem scheiss Spaßbad? Ich hasse Spaß!" - können M. High und ich zumindest drei weitere Begleiter für unser Ausflugziel begeistern. Nach kurzer Fahrt von Köln-Ehrenfeld nach Köln-Chorweiler stehen wir im gefühlt 10.000 Grad heisen Eingangsbereich und zahlen brav unsere 13,90€ für 2 Stunden Spaß. Obwohl der Parkplatz vielversprechend leer aussah, ist im Bad die Hölle los. Klar, Samstag Nachmittag ist auch für das niedere (also arbeitende) Volk eine hervorragende Uhrzeit um sich mit Spaß vollzupumpen. Entsprechend ist es bereits relativ schwierig einen freien Spind für unser Hab und Gut zu ergattern. Glücklicherweise ist M. Highs Statur auch für Kölner Verhältnisse beeindruckend genug, um uns einen freien Schrank zu erkämpfen. Nachdem wir uns durch den Duschbereich gequält haben machen wir uns auf den Weg zum Rutschenbereich. "Äh, wo müssen wir denn jetzt hin?", fragt M. High mit zugekniffenen Augen. "Na, da vorne steht doch 'zu den Rutschen'. Bist du blind?", erwidere ich. Wenig später wird mir klar, dass der gute Mann ja eigentlich Brillenträger ist und ohne Sehhilfe weniger sieht als ein mittelmäßig begabter Schiedsrichter in der Kreisliga Nord. Also switche ich sofort in den Blindenhundmodus und beschreibe M. High hoch detailliert wo wir hingehen, wie hässlich die Tattoos der anderen Besucher sind und lese die Namen und Warnhinweise für die einzelnen Rutschen vor.

Zuerst stellen wir uns in die unfassbare lange Schlange für den "Red Star" an. Die Rutsche ist im Grunde recht unspektakulär. Es handelt sich um eine stinknormale Röhrenrutsche, die ihren Namen wohl den roten Röhrenelemente zu verdanken hat. Das war's dann auch schon. Keine extreme Geschwindigkeit, kein Farbenspiel, nicht mal eine Geschwindigkeits- oder Zeitmessung. Wenn du nicht schwanger oder körperlich eingeschränkt bist, wirst du dich an den Ritt vermutlich nicht erinnern. Ich bin enttäuscht.


Wir stellen uns in die nächste Schlange. Dieses Mal ist der "Space Taifun" dran. Da steckt der Spaß bereits im Namen, sollte man meinen. Die Rutsche mündet so etwa ab der Hälfte der Fahrt in einem großen Trichter, der dich praktisch verschluckt und ins Auslaufbecken scheißt. In der Theorie fantastisch! In der Praxis entpuppt sich der Trichter nur als gigantische Bremse. Ich rutsche zwei, drei Mal um die Trichteröffnung und werde irgendwann so langsam, dass ich per pedes in die Öffnung springen muss. Laaaaangweilig! Immerhin ist die Rutsche farbtechnisch ganz nett gestaltet. Geil ist aber anders.


Bisher hält sich der Spaß in Grenzen. Wir stehen wirklich für jede Rutsche gute 10 Minuten an und sind von den Rutschen eigentlich nicht so richtig begeistert. Unterhaltung bieten nur die zahlreichen Vollidioten in unserer Umgebung. Da ist zum Beispiel ein durchtrainierter Typ mit seiner ebenso makellosen Freundin. Sie klebt förmlich an seinem prallen Bizeps, während sein Blick selbstsicher umher schweift. Auf seiner Schulter prangt ein kleines Tattoo, dass einen Bundesadler zeigt, der Gewichte stemmt. Alter! Low Lifes in Reinform! "Schade, dass ich meine GoPro nicht dabei habe!", denke ich mir.

Dann entdecken wir nach ewiger Suche den Zugang zur eigentlichen Attraktion des Aqualands - die Loopingrutsche. Ja, richtig gelesen - man rutscht einen Looping mit diesem Ding! Geiler Scheiss! Nach ziemlich kurzer Anstellzeit sind wir auch direkt dran. High steigt zuerst in die Kabine der Fallrutsche. Nach einem kurzen Countdown öffnet sich eine Falltür zu seinen Füßen und mit einem recht lauten "Flopp!" ist er verschwunden. Während ich darauf warte als nächster durch die Röhre zu flitzen, lese ich ein Hinweisschild mit Verhaltenshinweisen für den Fall, dass man den Looping nicht schafft. "Es ist möglich den Looping nicht zu schaffen?!" Ich bin verunsichert und mein Interesse an dieser Rutsche sinkt auf -10. Just in diesem Moment reißt mich der freundliche Rutschenoperator aus meinen Gedanken und zeigt auf die geöffnete Tür. Ehe ich mich versehe stehe ich in der Kabine, der Countdown zählt runter und zack, weg bin ich. Die Rutschzeit beträgt keine 20 Sekunden und von dem Looping bekommt man erst so richtig etwas mit, wenn man sich bewusst macht, dass man während des Rutschens einen Moment lang langsamer und danach direkt wieder schneller wird ehe es vorbei ist und man mit einem Affenzahn und leichter Hodenprellung im Auffangbecken landet. Wir stellen uns nochmal an. Und nochmal. Und nochmal. Das Ding ist geil!


"Was soll jetzt noch kommen?", frage ich mich, als wir uns an der relativ unspektakulär aussehenden Boomerangrutsche anstellen. In einem Gummireifen rutscht man eine "Quarterpipe" hoch und anschließend über einen kleinen "Hubbel" ins Auffangbecken. Was sich langweilig anhört ist tatsächlich ein großer Spaß! Jeder möchte mit den Füßen oder Händen die Kante der Quarterpipe erreichen und so rutscht man immer und immer wieder. Herrlich!


Die letzte Rutsche, die wir uns an diesem Tag gönnen ist die Aquaconda. Namenstechnisch hat das Teil schon gewonnen. Auch die lange Schlange (see what I did there?) spricht für die Qualitäten der Rutsche. In einem Reifen rutscht man eine ziemlich lange Bahn herunter. Teilweise geht es sogar bergauf. Wie das geht? Mithilfe von "Hochdruckbeschleunigungsstreifen". Das funktioniert wie bei F-Zero. Ihr fahrt mit dem Ring über eine Wasserdüse, aus der mit ziemlich hohem Druck Wasser gespritzt wird und werdet so sogar bergauf geschoben. Die Rutsche ist nicht wirklich schnell, macht aber Laune. Wir haben allerdings keinen Bock uns nochmal anzustellen und rutschen daher nur dieses eine Mal. Ich bin trotzdem Fan!


Soviel zu den Rutschen. (Anmerkung d. Autors: die beiden "Crazy River"-Rutschen haben wir uns geschenkt. Die sahen mega scheisse aus!) Kurz vor Ende unserer Badezeit statten wir auch dem Rest des Bades nochmal einen kurzen Besuch ab. In der Mitte befindet sich ein relativ kleines Becken mit einigen Whirlpools an der Seite. Hier kann man rumhängen und sich vom kräftezehrendem Rutschen erholen. Noch besser geht das jedoch im mit überdurchschnittlich viel Sauerstoff angereichertem und wohl temperiertem Becken unter den Rutschen. Die Höhle ist orientalisch designt und macht nen ganz guten Eindruck. Dummerweise ist das Wasser vollgeschissen mit Menschen, sodass sich das ganze eher nach Menschensuppe und weniger nach Erholung anfühlt. Als M. High lautstark darüber nachdenkt eine Whirlpoolschlägerei anzuzetteln, verlassen wir das Becken und machen uns auf den Weg zu den Umkleiden.

Fazit: Wenn du in Köln bist, kannst du definitiv mal einen Blick riskieren. Allein die Looping- und die Boomerangrutsche sind den Eintrittspreis wert. Wenn du aber nicht den halben Tag mit anstehen verbringen willst, solltest du nicht unbedingt am Wochenende vorbeikommen. Dann allerdings gibt es deutlich mehr Menschenmüll zu sehen - your choice.

Unterhaltungsfaktor: 6/10
Kategorie: low life
Preis: 13,90€ pro Person
Infos: aqualand.de
 
Anmerkung: Das Videofootage stammt von Youtube.de und wurde nicht von uns aufgenommen (so scheisse sehen wir nicht aus!).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen