Mittwoch, 16. März 2016

Von Punks und Panzern | Ausflug ins Panzermuseum Munster


Es ist Sommer im Jahre 1996. Ich bin zarte 10 Jahre alt und langweile mich schrecklich. Die Sommerferien haben zwar gerade erst begonnen, aber irgendwie haben meine zwei Freunde keine Zeit. Damit ich endlich aufhöre zu nerven, beschließt mein Vater einen gemeinsamen Ausflug zu unternehmen. Als Berufssoldat bei der Panzertruppenschule II in Munster, Niedersachsen, fällt ihm offenbar nichts besseres ein, als mich ins Auto zu setzen und mit mir in das praktisch an die Kaserne angrenzende Panzermuseum zu fahren. An viel kann ich mich nicht erinnern, aber irgendwie habe ich seit dem jedes Mal, wenn ich an dem Autobahnschild vorbeifahre schweißnasse Hände und Bock, mir dieses skurrile Museum noch einmal anzusehen.

Und so stehe ich nicht ganz 20 Jahre später wieder vor den Toren des Panzermuseum. Dieses Mal zusammen mit einem Haufen Punker, die ein ebenso gespaltenes Verhältnis zu militärischem Kriegsgerät haben, wie ich. Natürlich ist Krieg scheisse und selbstverständlich haben wir alle verweigert oder unsere Ausmusterung....sagen wir mal...begünstigt. Vielleicht waren es ein paar Runden Counterstrike zu viel, aber trotz meiner Abneigung gegen Krieg, Militär und insbesondere der deutschen Streitkräfte, fasziniert mich der Gedanke, die Dinger, die ich schon x-Mal in Filmen und Spielen gesehen habe, auch einmal im echten Leben anzuschauen. Außerdem ist mir mein erster Besuch in dem Museum in guter Erinnerung geblieben. Ich meine zumindest, dass ich damals Spaß hatte. Und so schütteln wir die letzten Zweifel ab und betreten die Eingangshalle.

Das erste Exponat kriegen wir sogar noch zu Gesicht, bevor wir den Eintrittspreis von 7,00€ pro Person zahlen. Im Foyer steht ein mit tarnfarben angemaltes Schaf oder genauer: eine Heidschnucke. "Okay, das wird hart", denke ich mir. Der erste Ausstellungsraum zeigt dann eine Reihe historischer Uniformen von 1800 bis 1915. Klar, ist ganz spannend, aber wo zur Hölle sind die Panzer?

Der nächste Raum ist bedeutend größer - eher eine Halle. Zu unserer Freude stehen hier auch die ersten Stahlungetümer. Die Ausstellung ist - zumindest grob - chronologisch aufgebaut. Entsprechend gibt es zuerst Technik aus dem ersten Weltkrieg zu sehen. Die großen Kettenfahrzeuge sind teilweise in recht aufwendige Installationen integriert - schon beeindruckend!

Ein paar Meter weiter beginnen dann die Fahrzeuge aus dem zweiten Weltkrieg. Das Museum wirbt recht massiv damit, einen Tigerpanzer zu besitzen und entsprechend prominent wird dieser dann auch zur Schau gestellt. Das Ding ist wirklich riesig. Wie eine Horde Teenies beginnen wir wie bekloppt Fotos zu machen. Wusstet ihr, dass ein Selfie vor einem Panzer ein Panzie ist? Nein? Jetzt wisst ihr Bescheid.

Weiter geht's mit unserer Besichtigungstour. Wir kommen an 88ern, englischen Shermans und russischen T-34 vorbei. Ich bin begeistert. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist eine kleine Ecke in der Handfeuerwaffen und Munition ausgestellt sind. Das Museum besitzt einige der bekanntesten Gewehre und Maschinenpistolen der Welt aus allen Epochen des gepflegten Mordens. Großartig finde ich, dass einige der Waffen als Repliken mit Originalgewicht angefasst und in die Hand genommen werden können. So liegen z.B. ein M1 Garant, eine Thompson Maschinenpistole, eine AK47 und ein modernes G36 aus. Es ist krass wie sehr sich die alten Waffen aus Holz und Metall im Handling von dem High-End-Kunststoffgewehr unterscheiden. Ich hätte kein Bock so'n schweres Teil tagelang mit mir herumzutragen. In der gleichen Ecke versucht man, den Besuchern anhand von recht brutalen Bildern zu vermitteln, dass es sich bei den Waffen nicht um Spiel-, sondern um Tötungswerkzeuge handelt. Das Museum ist tendenziell eher technischer Natur und wurde dafür (zurecht) häufig kritisiert. Die Bilder von geplatzten Köpfen und abgerissenen Gliedmaßen sollen dieser Kritik entgegenwirken, aber ich möchte doch stark bezweifeln, dass ein solcher Effekt auf diese Art und Weise erzielt werden kann.

Es folgen mehrere Hallen mit modernen Panzern, die teilweise so unfassbar riesig sind, dass sie beinahe an das Hallendach stoßen. Das Museum besitzt auch mehrere Haubitzen und einen haufen relativ unspannender Kettenfahrzeuge, die eher ziviler Natur sind. Man kann ohne weiteres drei bis vier Stunden damit zubringen, sich kalten Stahl anzuschauen. Apropos kalt: die Hallen sind nicht beheizt - im Winter ist es also arschkalt! Ein Highlight ist ein auf dem Außengelände stehender Panzer, in den man hineinklettern kann. Da es regnet, macht das eher weniger Spaß, muss aber natürlich trotzdem ausprobiert werden. Im Panzer kleben mehrere White-Power-Aufkleber. Wir sind wenig verwundert und betreiben etwas aktiven Antifaschismus. Insgesamt sind wir erstaunt, dass wir in der Ausstellung keine astreinen Faschos treffen. Eine spätere Googlerecherche fördert eine ganze Reihe Faschobilder zu Tage, die im Museum aufgenommen wurden. Offenbar hatten wir an diesem Tag einfach Glück (oder Pech - je nachdem).

Zu den zahlreichen Geschmacklosigkeiten des Museums (habe ich erwähnt, dass an den Wänden Strategien von deutschen Generälen während des zweiten Weltkrieges hängen? Komplett unhinterfragt.) gehört auch die Rekonstruktion eines deutschen Basiscamps in einem arabischen Setting. Offenbar soll hier dem aufmerksamen Besucher der Bundeswehreinsatz in Afghanistan nähergebracht werden. Dazu gehören natürlich ein paar mehr als rassistisch anmutende, stereotypische Darstellungen der afghanischen Bevölkerung.

Nachdem wir die Ausstellung verlassen haben, decken sich einige von uns mit Panzer-Merchandise ein. Mir persönlich ist das etwas zu blöd, da ich dem Museum nicht mehr Geld in den Rachen werfen möchte, als nötig. Lachen muss ich über den "Panzermuseum-Jutebeutel" trotzdem. Auf dem Rückweg zum Bahnhof kehren wir noch kurz in eine Pizzaria ein und gönnen uns einen Kaffee. Die Einheimischen sind genauso, wie ich sie in Erinnerung habe und mir fällt mal wieder auf, wie froh ich sein kann, dem Schwitzkasten der Dörflichkeit entkommen zu sein. Auf einen Abstecher ins Panzermuseum würde ich aber nochmal wiederkommen. Im Sommer gibt es nämlich ein Special Event: alle noch fahrtüchtigen Panzer werden dann nämlich aus den Hallen geholt und düsen über den Vorplatz des Museums. Das stelle ich mir ganz unterhaltsam vor. Außerdem hat das Event einen grandiosen Namen: Stahl auf der Heide.
 
Fazit: Wenn du ein irgendwie ekelhaftes Faible für Waffen und Tod hast und darüber hinaus über eine gute Portion Sarkasmus und Zynismus verfügst, ist das Panzermuseum genau dein Brett.

Unterhaltungsfaktor: 8/10
Kategorie: low life
Preis: 7€ pro Person

2 Kommentare:

  1. Was ich hier nicht Kapier an solch ein Artikel von einem "Punker" das er zwar gerne Counter Strike zockt aber alles Doof findet was Tötet, er zockt Kriegs Spiele aber die Realität lehnt er ab also für mich ein Verlogener Typ der schon in so einer Aussage konplett Plem Plem ist, die Rassischste Darstellung wie der Herr meint ist nix weiter als das 99% der Afghanen so rum laufen es ist ihre Traditionelle Kluft so ist es nunmal andere Länder andere Sitten, wenn man was ablehnt dann richtig oder gar nicht dazu gehört auch das Spielen von Kriegs Spielen in der Virtuellen Realität als auch in der Realen Welt alles ander ist Augen wischerei !!!!

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  2. Wer Videospiele als Trainingsgrundlage zum Töten hält, glaubt auch das mit Puppen spielende Jungs später pädophil werden.
    Auch als "Nicht" Punk fällt einem die sehr unkritische Darstellung auf. Dem einem ist es mehr dem anderen weniger unzumutbar. Technikverliebte, Objektophile ;) kommen hier dennoch, frei von moralischem Votbehalt auf ihre Kosten.
    Beeindruckend wie mein Vorredner den gesamten Artikel auf die die Videospielzeit runterreduziert.
    Dem abschließend hinzuzufügen, ich spiele für mein Leben gern "Kriegsspiele", denn der Wettkampfcharacter überwiegt und das niemand tatsächlich zu Schaden kommt, als Soldat freue ich mich über jeden Konflikt der friedlich gelöst werden kann und über jeden Einsatz der nicht stattfinden muss.

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